du, klau|s|ens, was willst du über paul mccartney berichten?
er ist einer von den beatles.
ja, ja, aber er ist schon 67.
und dann ist es doch gerade interessant zu wissen, wie so jemand spielt und wie so jemand ist.
hast du denn noch nie einen beatle LIVE gesehen?
bislang nicht. und dann hat er in köln gespielt. und wo wolfgang niedecken von BAP hingeht, gehe ich dann auch hin. am 17.12.2009 waren ich und niedecken da.
nur deshalb warst du da?
nein, nein, ich wollte wissen, wie die welt so ist, wenn sie ihre vergangenheit feiert.
und wie ist die welt?
nett.
nicht mehr?
ganz nett.
nicht noch mehr?
weißt du, sie haben da super gespielt. musikalisch war das große klasse. ehrlich …
aber …
… es fehlte etwas wildes, etwas urtümliches, es fehlte einfach dieses wilde herz vom rock ’n roll. dieses urtümliche. diese kraft. dieses aufbegehren. dann dieses ehrliche a la bruce springsteen.
das war nicht da? du hast nichts verspürt?
nein, leider nein. paul spielte in der großen masse die bekannten beatles-lieder, und natürlich die vielen, die wohl eher seiner feder entstammen.
und? nicht zufrieden?
doch, doch, aber paul hatte eigentlich keinen kontakt zu seiner band.
war die band denn schlecht?
oh, nein, die waren SUPER gut. aber paul spielte sehr für sich allein, und die band …. das waren seine gehilfen:
Paul McCartney – lead vocals, bass, guitar, piano, ukulele, etc.
Rusty Anderson – guitar, bass
Brian Ray – guitar, bass
Abe Laboriel Jr. – drums
Paul Wickens – keyboards
oho! keine verbrüderungen auf der bühne, kein zugewandt-sein? kein zueinander-spielen?
man hatte nie das gefühl: das ist EINE band und die gehören zusammen. es waren eben sehr gute musiker, aber keine gewachsene band. keine zusammengeschweißte gemeinschaft. kein schicksal. mehr unterhaltung. (außerdem hat mccartney die band-mitglieder nicht einem nach dem anderen vorgestellt, wie es eigentlich üblich ist.)
gab es keine session? improvisation? ein sich finden der musiker im spontanen dialog?
nein, eher nicht, ganz zum ende bei der zweiten zugabe, da hatte man das gefühl: jetzt wird etwas weiter gespielt, etwas mehr improvisiert … aber vorher, da waren viele stücke doch recht kurz und konsequent abgespielt worden. es gab also keinen musikalischen exzess. sie spielten u.a. (ich kann allerdings nicht alle stücke des abends erinnern. ich kenne auch gar nicht alle.):
Magical Mystery Tour
Drive my Car
Jet
Got to get you into my Life
Highway
Long and winding Road
(I Want To) Come Home
My Love
Blackbird
Here today
Dance tonight
And I love her
Eleanor Rigby
Something
Mrs. Vanderbilt
Band on the Run
Ob-la-di Ob-la-da
Back in the USSR
I’ve Got a Feeling
Paperback Writer
A Day in the Life / Give Peace a Chance
Let it be
Live and let die
Hey Jude
erste ZUGABE
Wonderful Christmas Time
Day Tripper
Lady Madonna
Get back
zweite ZUGABE
Yesterday
Helter Skelter
Sgt. Peppers Lonely Hearts Club Band … noch ein song.
und dieses feuerwerk da, diese pyrotechnik für innen?
die hat uns alle erschreckt, gewiss, aber das war ja vorher so geplant. außerdem war es nur bei einem stück.
mccartney spielte also mit einer band? einfach? klassisch? schlicht?
er hatte keinen background-chor und keine besetzung von 17 mann. nein, nein: da waren im kern 2 gitarren, er selber (diverse instrumente, er spielt ja nicht nur bass), dann ein klavier und ein schlagzeug. also die beatles-besetzung + 1 keyboard extra. (seit den späten 60er jahren braucht man für viele beatles-stücke eben noch diverse sounds, die man mit gitarren alleine nicht erzeugen kann.)
und so haben die da dann alles runtergespielt?
runtergespielt wäre falsch: sie haben das großartig gemacht, und doch fehlte etwas.
das publikum?
da waren viele aus den altersgruppen der 50er, also: eigentlich: zeitgenossen. etwas jüngere als paul. baujahr 1951 oder 1953 oder 1955 oder 1957. damals, als die beatles so ganz berühmt wurden. damals, als das weiße album herauskam, damals, als ..
es ist schon gut, ich muss das alles nicht hören.
diese menschen sind auch älter geworden, sie haben den tod von john lennon mitbekommen, auch den von george harrison, und nun sind nur noch zwei beatles über, und da wollten sie paul LIVE erleben.
und dafür kamen auch welche aus stuttgart?
wenn das südlichste konzert in deutschland köln ist, dann müssen die stuttgarter wohl nach köln.
und dieser paul?
er ist ein seltsamer kerl. mir kam er vor wie eine mischung zwischen dem jungen ilja richter und jenem schauspieler hugh grant.
ach, du meinst schon wegen der augen?
ja, sicher, es sind die seltsam hängenden augen, sie hängen außen nach unten, und das gibt dem gesicht den eigentümlichen eindruck. es hat etwas schläfriges, etwas trauriges, etwas hündisches. aber es war noch mehr.
was denn?
der macht dann so scherze.
aha.
einer ruft laut aus dem publikum, und mccartney reagiert immer ironisch. er nimmt alles nicht ernst. er verarscht die leute (oder auch nicht. aber es kommt so rüber!). er verarscht also auch nicht wirklich. es soll wohl doch irgendwie humor sein. ich konnte nicht lachen. mir blieb er als mensch sehr fremd.
und als musiker?
für ihn ist rockmusik offenbar nur noch ein spiel. und dass er selber auf der bühne steht, das vielleicht auch. und wenn er musik macht, erinnert man sich an james last. alles wirkt etwas glatt. glattgebügelt. selbst ein so wildes lied wie HELTER SKELTER weiß einen nicht im tiefsten innern zu berühren. (die TOTEN HOSEN müssten das lied jetzt mal spielen. denen gelänge das besser. echter authentischer.)
dabei hat er doch so großartige lieder geschrieben.
sicher, viele wurden ja auch gespielt. ich zähle mal ein paar auf. aber insgesamt macht er alles glatt und sanft und weich. wir kennen ja sein lied „mull of kintyre“, diese „glattart“, die hat ihn wohl die letzten jahrzehnte – nach den beatles – begleitet. (von diesen liedern spielte er aber kaum etwas, es war im kern ein beatles-lied-programm.)
und so „glatt“ steht er dann auf der bühne?
nun, er hat hosenträger über einem blauen hemd. anzughose. aber das optische ist mir nicht so wichtig.
was denn?
ich möchte wissen, ob er die musik existentiell lebt.
und?
paul mccartney tut es eher nicht. nicht mehr. er macht so lange musik, und er ist so situiert und so verbürgerlicht … da ist die musik nur noch spielerei. und alle seine letzten lieder, die er komponiert hat, die haben so eine eigenartige seichte, also etwas seichtes, dass man sich wundert, wie er das leben sieht.
dabei hatte er doch so einiges erlebt, nicht zuletzt mit den frauen.
ja, aber in der musik der neueren zeit und in der darstellung der musik der älteren zeit kommt es kaum erfahrbar rüber.
das ist ja doch seltsam.
alles ist seltsam. jede erkenntnis. jedes leben. jeder willen. alles. niemand vermag zu sagen, was was soll. niemand.
außer dir?
nein, nein, zweitklausens. ich kann nur gedichte schreiben. LIVE-gedichte. das ist eine art der welterkenntnis.
na also. sind die gedichte nicht von uns?
doch, doch, entschuldigung, sie sind immer von uns gemeinsam, zweitklausens. aber was ändert das an paul mccartney, dem genialen musiker … und aber auch dem etwas weichgespülten musikmenschen? ich bleibe etwas zwiegespalten.
http://www.klausens.com/klausens-und-paul-mccartney.htm
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