klau|s|ens der general-anzeiger in/aus bonn hat nun einen newsroom.
nun? es ist schon ein paar tage her. die beilage dazu datiert vom 8.12.2010.
aber wir schreiben heute darüber.
wieso eigentlich?
weil jede zeit ihren geist hat.
und welchen geist hat diese zeit?
alles fließt in einem meer von informationen … und wir schwimmen hilflos darin umher. millionen von blog(g)-einträgen belasten die gehirne, meldungen, nachrichten, geschehen. alles, was wir nicht wussten, müssen wir nun kennenlernen.
das stimmt, vom trend. dennoch: über die tausende von opfern der überschwemmungen von bangladesh erfahren wir nur ein paar tage etwas … über die vielleicht hunderten toten im „zivilisierten“, aber überschwemmten, australien wochenlang.
eben: da wo die medien sind und hingelangen, ist „welt“, da wo sie nicht sind, findet „welt“ nicht statt.
das war früher auch so. da dauerte die depesche dann ihre woche oder auch zwei. das telegraphieren hat alles beschleunigt … bis hin jetzt zum netz. wo netz ist, wissen wir bescheid. oder satellitentelefon. (aber nur wenn jemand hingeschickt wird oder die bevölkerung diese dinge vor ort hat.)
und der general-anzeiger hat nun einen newsroom.
was ist denn die idee?
alles fließt zusammen, an einer stelle: und von da wird es wieder verteilt. man nimmt die informationen als strom, der andauernd gelenkt werden muss. töpfchen, kröpfchen, papierkorb, internet, irgendwohin.
ist das so?
sicher, aber man muss es anders sehen.
wie anders?
heute ist aller inhalt „content“.
was meint jenes englische, aber so moderne wort?
ich habe kein buch, keinen film, keine zeichnung. ich habe „content“.
wie weiter?
diesen content nehme ich und verarbeite ihn. danach teile ich ihn auf die märkte auf.
beispiel?
die queen ließe sich scheiden.
was wäre das?
der content. die nachricht als content. als vermarktungsanlass und -ansatz. nun habe ich mein medienhaus und beschließe:
a) wir drucken eine postkarte, auf der die queen zerrissen ist.
b) wir bringen eine biographie zur queen heraus, eine neue, schnelle. 200 seiten. taschenbuch.
c) wir posten das zack-zack im internet: twitter, facebook, blogg, homepage.
d) wir bereiten den artikel für die gedruckte ausgabe vor, der aber so sein kann wie der im internet, zumindest ähnlich.
e) wir produzieren videos und senden jemanden zum palast nach england.
f) wir drucken ein t-shirt, mit dem konterfei der queen, aber gestaltet von einem künstler wie jonathan meese.
g) wir machen eine taschenbuchkassette: „alle herrschaftsjahre der queen“.
h) wir geben eine DVD heraus: „die queen und die wirren ihrer liebe“.
i) wir starten eine comedyserie: „die queen scheidet (aus)“.
j) wir bringen einen keks heraus, der „queenberrystick“ heißt.
m) wir gründen fitnesstudios als kette, die wir „queenie“ nennen.
n) es gibt getränke und speisen, die mit der queen in verbindung gebracht werden: „queenage“.
o) wir machen kosmetikreihen und kleiderserien.
p) im internetfernsehen führen wir 24 h interviews mit „society-spezialisten“ (jener lächerlichen species!).
q) eine neuer song von elton john oder restmaterial von michael jackson wird zu einem queen-song umgemixtdudelt. vielleicht auch ein lied der band „queen“ zur scheidung der queen umgetextet.
… und … und … und … es ist unendlich!
ich verstehe: uns geht es nicht mehr um den inhalt als inhalt, sondern der inhalt als „content“ wird für uns anreiz zur quer- und multimedialen vermarktung einer sache. scheidung, tod, hochwasser: egal!
so in etwa: das ist der trend. mit dem e-book ganz deutlich. wichtig ist nur, dass man erkennt, dass nicht nur die medien als medien alle kanäle gleichzeitig mit einem content bespielen …
… sondern dass die idee des content(s) die medien als solche verlässt und eine universale produktidee wird.
eben. ich brauche nur eine meldung, die die welt (scheinbar) erregt: die queen lässt sich scheiden, und dann läuft mein karussell der verarbeitung und vermarktung.
so tickt die heutige zeit?
gewiss. und der general-anzeiger hat nur einen (ersten) kleinen schritt im rahmen dieser entwicklung vollzogen, die große giganten wie bertelsmann schon länger komplett durchspielen.
was sagt der general-anzeiger?
unter anderem: „Aus dem General-Anzeiger wird die crossmediale Marke: Die Zeitung und die Website GA-Online entstehen an einem zentralen Ort – dem Newsroom“.
dann sind die noch am anfang.
genau das! deren idee von crossmedial ist noch sehr eng. (auch die suchfunktion auf deren homepage, wenn man deren eigene artikel sucht. da hakt es noch.) der general-anzeiger ist willig und aktiv. aber: sie haben noch nicht vollständig erkannt, dass viel mehr noch dazugehört. zur info: hier ihre 6 leitlinien, die sie am 8.12.2010 in eine beilage zu ihrer zeitung druckten:
„Newsroom, Desk, Manager –
das Konzept der crossmedialen
Produktionszentrale
wimmelt nur so von Anglizismen.
Die deutsche Übersetzung
ist aber nicht wirklich befriedigend:
Newsroom – Nachrichtenraum?
Desk – eigentlich Tisch, aber im
Newsroom-Konzept ist weit mehr
damit gemeint. Die sechs Leitlinien,
bezogen auf den GA-Newsroom,
versuchen eine Verbindung zwischen
Englisch und Deutsch.
@ Aus dem General-Anzeiger wird
eine crossmediale Marke: Die Zeitung
und die Website GA-Online entstehen
an einem zentralen Ort –
dem Newsroom
@ Aus Redakteuren werden „Editoren“
und „Reporter“: Der Editor produziert
im Newsroom die Seiten, der
Reporter ist draußen vor Ort – nah
bei den Menschen und ihren Geschichten
@ Der GA-Newsroom ist so einzigartig
wie das Verbreitungsgebiet des
General-Anzeigers: Drei zentrale Editoren-
Teams bilden drei Arbeitsinseln
„Mantel-Desk“, „Bonn-Desk“
und „Regio-Desk“
@ Der General-Anzeiger wird zur Zeitung
aus einem Guss: Die Editoren in
der Kommandozentrale Newsroom
tauschen sich über lokale, nationale
und internationale Themen und ihre
Bewertung ständig aus
@ Der Leser-Service des General-Anzeigers
wird mit dem „Service-Desk“
zum Herzstück des Newsroom
@ Der Newsroom beweist Transparenz
– nach innen mit Teamwork
und ständiger Kommunikation, aber
auch nach außen: Im Erdgeschoss
des Verlagshauses wird der Arbeitsprozess
einer Zeitung sichtbar
Blattabnahme im Newsroom:
Täglich um 18 Uhr gehen die Redakteure
sämtliche Seiten der aktuellen Ausgabe
des General-Anzeigers durch, bevor
diese für den Druck freigegeben wird.“
sie denken weit, aber bezogen auf große medienhäuser doch noch eng.
dennoch: man sieht an solchen entwicklungen, wie die welt tickt.
wie tickt sie?
news, desk, room, crossmedial, universal, krake, gigantisch, netz, umspannen, bubbles, alles ist botschaft, botschaft ist markt, ich bin du, hauptsache: fluss, und hauptsache: der verdienst, und: jeder muss aufspringen, wo man noch aufspringen kann. die zeit wartet nicht auf dich. mache mit. usw. usf. — „welt“ als raum sinnloser betriebsamkeit. aber wer nicht mitmacht, gehört nicht mehr dazu.
das war also dein beitrag zur moderne?
ich beobachte doch nur. wir sind ja teil des ganzen.
wie heißt diese fotobildsonstwascollagierung dazu von dir, klau|s|ens?
„medienbubbles“. sie ist von uns beiden, zweitklausens.
ach ja: „klau|s|ens und zweitklausens und klau-s-ens in allen schraibwaisen und schreibweisen“. dieses label liegt doch auch auf diesem weg.
sicher: aber wir sprechen ja eher von „marke“. die marke ist teil des crossuniversalen weltauftritts von allem und jedem, der nicht untergehen will …
… am ende aber dann doch hundsnormal stirbt.
leider. bernd eichinger ist es so ergangen, relativ früh, trotz aller weltgeltung, die er hatte. und uns wird es auch so ergehen: staub, nichts, aus, weg. das leben ist ein spiel. spiele es gut!
aber der sarg wird dann eine stunde (1 h) im newsroom des general-anzeigers ausgestellt, zum kondolieren.
gewiss, diesen gedanken müssen wir noch weiter ausbauen: ich nenne es: „crosstodiale vertiefung“. es geht immer weiter. irgendwie.
![klausens-kunstfoto-medienbubbles-collage-25-1-2011-und-26-1-2011 [1024x768]](https://klausens.files.wordpress.com/2011/01/klausens-kunstfoto-medienbubbles-collage-25-1-2011-und-26-1-2011-1024x768.jpg?w=500&h=375)
ORIGINALVERSION mit Fettdruck und allen Bildern
und allen Links bei KLAUSENS BLOGG (mit 2 G !!!)
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