klau|s|ens, was sagst du?
zu diesem papst? zu diesem besuch?
aber ja. was sagst du?
ich denke, dass dieser papst eine einzige enttäuschung für alle ist, die dachten, man könne den katholizismus reformieren.
der papst sagte nichts.
er sagte überhaupt nichts bzw. dadurch ja doch. aber bezogen auf praktische dinge im katholizismus und im katholizismus in deutschland sagte er nichts, was man als reform auslegen könnte. oder reformen. oder hoffnung auf diese.
da sind die saudiarabien weiter.
gewiss, dort sollen die frauen ab 2015 bei kommunalwahlen mitmachen dürfen. saudiaarabien ist die revolution der revolution, wenn man das mit dem vatikan derzeit vergleicht.
der papst sprach gestern in freiburg von der entweltlichung der kirche.
er sprach? er wünscht das! er will die entweltlichung!
was meint das?
es meint, dass ihm alle diese diskussionen auf die nerven gehen, alles um missbrauch, priestermangel, zölibat, kirchenaustritte, geldrückgang … das ist für ihn weltlich. das ist alltag.
was ist „entweltlichen“?
man entzieht sich diesen diskussionen und besinnt sich auf jesus. beten, beten, beten. messe, messe, messe.
das hört sich doch gut an.
ja, ja, zuerst … aber dann: die idee ist ja: wir lassen alles wie es ist. der vatikan und die kirche als große pyramide von autoritärster machart. wir ändern nichts. und wenn ihr schön zu jesus betet und nicht immer so missmutig seid, dann wird auch alles gut.
die kirche will sich nicht ändern.
wieso denn? putin in russland möchte ja auch herrschen. herrschen ist schön. und unschön ist es, wenn die da unten aufbegehren.
aber der katholizismus verliert doch alle seine schäflein.
gewiss, aber der papst hat natürlich auch andersrum recht: es bringt ja nichts, alles weltliche in die kirche zu bringen. soll man jetzt in den kirchen computer-video-piraten-spiele machen? kommen dann mehr? – nein – also: wenn man die moderne nur noch kopiert, hat die kirche ja sowieso jeden reiz verloren.
was ist denn der reiz?
das andere. das altmodische. die verkleideten männer. das/der weihrauch. das ist ja was. so wie wenn in münchen beim oktoberfest mehr und mehr trachten aufgetragen werden. der reiz des anderen. des alten. des guten alten. damals! als alles noch stimmte! dereinst! – insofern kann ich den papst verstehen.
insofern? ja, nur insofern. zugleich ist dieser katholizismus ja so langweilig und so lahm und so schwerfällig. diese vielen gottesdienste der letzten tage werden nicht dadurch besser, dass es viele waren.
wie denkst du?
ich empfinde die große ächzende langeweile, lithurgie um lithurgie, dann mal eine süße virgil mit lämpchen in freiburg. aber richtiger spirit geht von dieser kirche nicht aus.
auch nicht vom papst?
erst recht nicht. wenn er mit seiner schwachen stimme worte rausbringt, dann sucht man etwas von jesus und etwas vom heiligen geist dort vergeblich. da ist kein spirit!
der katholizismus hat kein feuer, keine leidenschaft.
also, so wie ich ihn in diesen tagen erlebte, ist es eine bürgerliche bewegung ohne kreativität und ohne ausstrahlung. spießigkeit. angepasstheit. dieser katholizismus kann die aufgeklärten menschen in europa nicht erreichen.
wer denn dann?
ich weiß es nicht. die menschen suchen ja spirit, aber sie sind auch so versaut durch den konsum.
dann hat der papst ja recht.
irgendwo hat der papst recht, mit der forderung nach „entweltlichung“, denn mit „verweltlichung“ wird die kirche ja auch scheitern. sie scheitert so und so. – dann aber hat er total unrecht. denn für ihn heißt entweltichung: nix mehr an profanen diskussionen, keine reformen, kein abendmahl mit den evangelen gemeinsam, keine frauen als priester und alles das. weiter mit den verklemmten männergruppen. viele stramm-bischöfe und kardinäle wie der meisner in köln. entweltlichung meint bei ihm, diesem benedikt XVI.: lasst die kirche, wie sie ist, und sie ist so, dass rom immer sagt, was passiert … und ihr alle schweigt. die letzte reine (allerdings wahl-)monarchie europas: der vatikan.
dann braucht die katholische kirche eine arabische revolution?
dringend, ja ja. aber es gab ja schon und gibt sie noch: die altkatholiken, die ja diesen papst als großen oberguru der kirche ablehnen. diese bewegung ist aber zahlenmäßig so schwach. (wer kennt denn die altkatholiken? frag doch mal jemand!)
warum? warum ist für die kirche alles so schwer? egal ob katholisch oder altkatholisch?
weil man eben auch spirit braucht. wenn ich den papst abschaffe, habe ich nicht automatisch eine tolle kirche, und einen tollen jesus. es ist ja bei den christen in europa vieles so zäh und so lieblos und so öde. man schaue sich nur ministerin schavan an, die bekennende katholiken, die auch mal im zentralrat an wichtiger stelle wirkte …
ja, und?
frau schavan symbolisiert für mich den katholizismus, der mich niemals anzusprechen wüsste … unabhängig von der frage, ob es einen gott gibt oder nicht.
und der papst?
er vertritt die ferne von allem. die unbeweglichkeit. den konservatismus. ja, die reaktion. immer gerne den stillstand, den rückschritt. die langeweile der vielen alten männer. das nicht anders werden wolle in aller unbelehrbarkeit.
amen.
an wen glaubst du eigentlich?
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