klau|s|ens, es gäbe weiteres zu berichten?
zu berichten ist immer unendlich. ein prozesstag bietet so viel an stoff.
was meinst du?
zum einen die idee, man habe nicht auf großem fuß gelebt.
wer sagte das?
wolfgang b., der fälscher und logistiker der vier angeklagten.
warum?
weil die presse so vieles falsches schriebe.
stimmt das?
die presse schreibt immer falsch, auch wir schreiben falsch. denn nichts wird der wahrheit gerecht. wahrheit selbst ist aufgesplittet in interessen und sichtweisen. – die frage ist nur: schreiben wir absichtlich falsch, schreiben wir aus oberflächlichkeit falsch … oder schreiben wir falsch, weil wir es nicht besser wissen konnten?
können die journalisten und journalistinnen es denn besser wissen?
viele: ja. aber dann müssen die redaktionen denen auch geld zahlen, um das alles sauber zu recherchieren. (und die journalisten müssen auch einen selbstauferlegten qualitätsanspruch an ihre arbeit haben. das ist bei vielen leider nicht der fall.)
hat die familie von wolfgang und helene b. denn nun „auf großem fuß“ gelebt?
das wissen wir nicht. das haus in freiburg schien dann doch sehr teuer gewesen zu sein. aber ob sie die menschheit mit „rauschenden partys“ überschüttet hat, diese familie b. – das scheint wohl eher nicht so gewesen zu sein.
und das anwesen in frankreich, bei montpellier?
da haben sie viele jahre angeblich eher vor sich hingewohnt. man kann bescheiden leben und glücklich sein. geld kann helfen, geld kann einen aber in langweilige kreise führen. man kann geld haben – ohne es auszugeben. und umgekehrt. und man kann ein schiff von 25 meter länge auch mal verschenken. (so behauptete es wolfgang b. von seiner yacht. er habe diese verschenkt.)
und der mann aus krefeld?
der meinte, er habe schon mal geld vergeben, an frauen. die wussten, was sie an ihm hatten. dann haben sie den wohl angerufen und er hat dann mal unbürokratisch geholfen.
also macht geld doch freunde.
ja, falsche freunde, die wissen, wo man es holen kann. brisant an der aussage von otto s.-k. war ja auch die nähe zu einem museumsdirektor, dem er geld geliehen habe, 150.000 EURO oder so, wovon er bis heute nur einen kleinen teil zurückbekommen habe. so sagte der angeklagte.
dann sind in der kunstszene seltsame verschwiegerungen und verschwägerungen möglich?
es kann offenbar sein, dass sich jemand geld von einem holt, der mit gefälschten bildern geld verdient.
frage wäre, ob der museumsdirektor davon wusste.
das sind diese fragen. man denkt sich vieles zusammen, aber man weiß: es sind immer auch dinge nachzuweisen. sonst macht es keinen sinn. sonst wird daraus schnell üble nachrede. und doch denkt man: ey, ey, wie die dinge „bei künstlers“ so laufen. ey, ey.
war denn noch etwas auffällig?
ich erinne an eine expertise, zu einem wohl gefälschten bild (damals galt es noch als echt), von einem fachmann, die dann erneuert werden musste.
warum?
man stritt um die jahreszahl. es war die frage nach 1929 oder 1927. da sahen die einen die eine zahl, der experte zuvor die andere zahl. dann musste die expertise neugemacht werden.
dann hatte der experte eine falsche zahl gesehen?
so scheint es zu sein. es gibt bilder, da werden die zahlen ganz wild gemalt, sodass man diese kaum erkennen kann.
war das in diesem fall so?
wir sagen dazu nichts. wir stellen nur fest, dass man eine expertise neu machen lässt, weil der experte eine falsche jahreszahl „gelesen“ hat. so ist die welt der expertisen gestrickt.
stimmen unsere gedichte denn? http://www.klausens.com/klausens-und-der-grosse-koelner-kunstfaelscherprozess.htm
sollen sie das denn? erfassen sie denn nicht stimmungen, gedanken und zustände um diesen prozess? sagen sie nicht etwas ganz anderes und dadurch eventuell viel mehr aus … als die realität? (also als die angebliche realität des nüchternen prozesses.)
das ist meine meinung: falsch und wahr sind beide wahr und falsch.
eben: so funktioniert die welt – aus philosophischer sicht. oder aus künstlerischer.
ein neues klausensisches zitat also: FALSCH UND WAHR SIND BEIDE WAHR UND FALSCH.
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