klau|s|ens, du konntest gestern nicht auf die künstlerin cosima von bonin treffen?
nein, das schicksal war dagegen.
wie sah das schicksal aus?
frau von bonin in persona sollte gestern abend ab 19:00 uhr im museum ludwig zu köln sein.
HINTERGRUND: *** Das Museum Ludwig widmet der Künstlerin Cosima von Bonin (*1962) eine Ausstellung, die sich wie ein Work in Progress in vier europäischen Städten entwickelt. Die Ausstellung begann in Rotterdam, wanderte dann nach Bristol und war zuletzt in Genf zu sehen. Für jede Station erarbeitete die Künstlerin zusammen mit der jeweiligen Institution eine ganz eigene Ausstellungssituation. In der Heimatstadt Cosima von Bonins findet die Schau nun ihren Höhepunkt und einen dynamischen Abschluss. Köln bildet damit die letzte „Schlaufe“ des kreisenden Ausstellungsprinzips, das sich bereits im Titel andeutet: LAZY SUSAN bezeichnet im Englischen einen rotierenden Tischaufsatz, der drehend Speisen anbietet. Nicht zufällig trägt das Haushaltsgerät einen weiblichen Namen und ebenso wenig zufällig spiegelt sich im Begriff der Laziness (Faulheit) ein wesentliches Motiv der Werke Cosima von Bonins. Die zentrale neue Arbeit der vier Loops der Lazy Susan Series, AMATEUR DRAMATICS (2010) wurde von den beteiligten Institutionen koproduziert und nimmt eben jene Form der Lazy Susan auf: eine große kreisende Scheibe, die wie eine Mischung aus Karussell und Präsentationsplattform anmutet. Auf dieser Scheibe platziert die Künstlerin verschiedene bereits bestehende Arbeiten. Im Mittelpunkt befindet sich stets der PURPLE SLOTH RABBIT (2010) – ein großer Hase, der liegend die Sicht frei gibt auf die mit dem Wort SLOTH (Faultier) bestickten Fußunterseiten. Ironisch und provokant macht Cosima von Bonin die Faulheit – zugleich Schimpfwort und Traum eines Zeitalters, in dem jede Minute zählt – zum Leitmotiv des Ausstellungszyklus‘, der hier mehr mit Produktionswut und Hyperaktivität als mit Untätigkeit und Trägheit zu tun hat. *** (Zitiert aus den Texten des Museums Ludwig)
ja, wo liegt das problem?
ich fuhr kurz nach 17:00 uhr los, weil ich wußte, dass freitag ist.
der freitag!
nein: der freitag, die autobahn und der stau.
aber es gab keinen regen.
das stimmt. das klima war gut. es schien auch alles zu funktionieren.
was geschah?
es gab einen stau.
also doch. trotz des eher guten wetters!
eben! november ist stau, immer ist stau. die lazyness der deutschen entfaltet sich im stau. stau ist das beste kunstwerk aller zeiten: kleiner auffahrunfall, eine spur eine zeit lang gesperrt – stau. (man kennt es ja.)
man hat also immer stau.
gutes wetter, schlechtes wetter: man hat immer stau.
man sollte nicht mehr das haus verlassen!
ja, man sollte immer zuhause bleiben … und hätte nie stau.
dann also der stau – und nun?
der stau löst sich wieder auf. der auffahrunfall steht nun auf dem standstreifen.
und dann?
dann weiter nach köln. zur deutzer brücke.
du fährst über die deutzer brücke?
ich kenne es nicht besser.
aber da ist doch stau!
eben: da war stau. vor der deutzer brücke und auf der deutzer brücke und nach der deutzer brücke. ich werde bestimmt 45 minuten nur für diesen teil von köln gebraucht haben. stau! wenige meter, aber stau!
armer kerl!
danke, ich schrieb ein gedicht. im stau.
aha. welches?
WETTSTREITREIM
Als Dichter Nebel
Auf Dichter Stau
Traf konnte nicht
Geklärt werden
Wer als erster
Mit seinem PWK
Da war nichts
Copyright Klau|s|ens in allen Schraibwaisen und Schreibweisen, u.a. als Klau/s/ens oder KlauAUTOsAUTOens oder KlauSTAUsSTAUens, am 25.11.2011, Freitag, gegen 18:12/18:13 Uhr, LIVE geschrieben, im Stau, vor der Deutzer Brücke, also im Anfahrtbereich, Mindener Straße.
so also war es.
ich also warte und warte.
kamst du denn weg?
irgendwann kam ich weg. aber der grund des staus ist ja die blöde U-bahn und dann diese bauarbeiten. da machen die in köln einfach eine fahrspur dicht, deutzer brücke – augustinerstraße. nur für diese blöde u-bahn. da stehen wochenlang und monatelang und jahrelang alle in köln im stau.
die spinnen, die kölner.
ja, ja, das stimmt. (scheiß U-bahn. und so unnötig!) und jetzt kommt ja noch der weihnachtsärger von „kaufen und kaufen und kaufen“.
und von STAU und STAU und STAU.
ich schaffe es also dann doch noch über die deutzer brücke und will zu einem parkhaus, wo ich oft parke.
dann mache es doch!
ich mache es ja auch. aber ich kann da nicht mehr hin.
wieso?
weil die straße dahin gesperrt ist. ich kann nach all dem stau nicht zu meinem parkhaus.
armer mensch!
ich fahre also über andere wege fluchend zum neumarkt, über die ringe, dann magnusstraße und nähere mich so dem museum ludwig, also dem umfeld, von einer ganz anderen seite.
schön. was nun?
das parkhaus am dom war schon voll, da standen die autos schon draußen und warteten, um irgendwann mal einfahren zu können.
die blockierten dann die straße.
eben, so ist es immer: wenn viel verkehr ist, sind immer zusätzlich noch autos da, die alles blockieren.
was tatest du?
ich fuhr erstmals in meinem leben ins parkhaus der philharmonie. schnell, schnell. ich wollte ja zu cosima von bonin.
und? war es schön?
nein, ein enges parkhaus, ständig wartet man, weil leute ein- und ausparken. außerdem sind einige der philharmoniebesucher, z.b. welche aus bonn, sehr unverschämt, oder sehr egoistisch, oder sehr aggressiv. man findet ja alles.
arme welt.
die welt ist grausam, die menschen auch.
auch in einem parkhaus.
unter anderem da.
und dann?
den rest morgen, ich habe keine lust mehr. mich kotzen STAU und DIE GESAMTE MENSCHHEIT an. die KUNST erst recht.
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