Tagesarchiv: Dezember 19, 2011

Zu den Toden von Walter Giller und Václav Havel und Kim Jong Il denkt KLAUSENS nach

klau|s|ens, drei der öffentlichkeit bekannte personen verstarben.

aus unterschiedlichen metiers.

man könnte havel und kim jeweils der politik zuordnen.

aber havel kam von wo ganz anders in die politik als kim in nordkorea. diametral anders! widerstand und unterdrückung. da kam der eine, da der andere her.

es stimmt. du hast recht. das label „politik“ passt nicht.

am ende möchtest du giller auch noch der politik zuordnen.

darum geht es mir auch gar nicht.

worum denn?

sie sind tot.

das ist das normale ende des lebens.

aber nicht von allen menschen laufen dann diese filmstrecken durch die fernseher.

sie holen alles aus den archiven. (bei giller werden komplett alte spielfilme wiederholt.)

die toten personen stehen wieder auf.

es sind nur bilder. abbilder.

das „ich“ der person ist tot, aber die hüllen sind noch da.

es gibt tausende von hüllen. sie haben etwas von dem menschen, aber nur etwas.

in jeder sekunde wechseln wir unsere hülle.

wahrscheinlich noch schneller.

sobald wir tot sind, kann unsere hülle millionenfach repoduziert werden.

varianten der hülle, ja, in filmen.

und so entsteht ein geist, der mit dem menschen nichts zu tun hat. oder auch: viele geister.

jeder filmausschnitt bewahrt eine art subgeist des menschen. gefroren.

dann sind wir viele geister? du und ich auch? – klau|s|ens, sprich!

wir sind nur unsere hüllen. wenn wir in filmen sind, sind es die hüllen von unserem ich, welches sich jeden tag verkleidet. der körper benennt den jeweiligen status. der auf film gebannte körper ist ein kalendereintrag für die hülle des menschen.

aber wir werden von diesen bildern nun überrollt.

nie kannte ich walter giller und václav havel und kim jong il so gut wie heute.

oder: nie vermeinte ich, diese personen so gut zu kennen, wie wenn …

… sie tot sind. es hat alles nur mit erscheinungen zu tun. nimm filmbilder wie geister des menschen. sie haben eigentlich nichts mehr mit ihm zu tun, aber sie sind dennoch fetzen seiner existenz.

filmbilder sind fetzen.

man sollte in tibet und nepal und wo es sonst noch üblich ist, keine tuchfetzen in die bäume oder eher sträucher hängen (bäume wachsen so hoch ja nicht) …

… sondern fetzen von filmstreifen.

du vergisst die digitalisierung.

also: und noch fetzen von festplatten. alles müsste in die bäume und sträucher geknotet werden.

als erinnerung. wisse: auch erinnerung ist ein geist.

auch die kunst beherbergt geister, die schon längst vergangen sind.

aber wir schreiben. jetzt. hier.

wenn unsere worte dastehen, sind auch sie nur noch geister. unser „ich“ ist dann schon wieder ein anderes. millisekunde um millisekunde.

was ist überhaupt ein „ich“?

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