klau|s|ens, du begrüßt also die kandidatur von frau klarsfeld?
ja, das tue ich.
warum?
so wird sie als person gewürdigt, in ihrem unermüdlichen tun, täter des NS-regimes aufzuspüren und vor gericht zu bringen.
das findest du gut?
es sind in der bundesrepublik oft menschen geehrt und gelobt worden, die zum (direkten) umfeld der NS-diktatur gehört haben. – es ist unter anderen frau klarsfeld zu danken, dass genau diese thematik ab den 60er jahren in der BRD mehr und mehr im politischen und öffentlichen diskurs hochkam.
aber sie tat es auf seltsamen wegen.
die verhältnisse zwangen sie dazu. deshalb kann auch eine ohrfeige so oder so bewertet werden. es kommt immer auf den gesamten beurteilungsrahmen an.
demjanjuk ist tot.
gestern, ich weiß. eine seltsame einrahmung der vorgänge heute. vielleicht ist demjanjuk der letzte NS-täter, der (zumindest in deutschland) verurteilt wurde. nun ist er schon tot.
was kann frau klarsfeld nun tun?
sie kann in ihrer wahrgenommenwerdung heute (und an den tagen zuvor) nochmals eindringlich zum kampf gegen rechte ideologien und rechte (gewalt)taten aufrufen. sie selber hat sich nie einschüchtern lassen. es gab auch gefährlichste angriff gegen ihr leib und leben. dennoch ist sie überaus konsequent geblieben.
du hast gedichte über sie geschrieben?
wir, zweitklausens, wir. das war in köln, als sie dort war. LIVE geschrieben am 28.5.2010, im (heutigen) verwaltungsgericht köln, appellhofplatz, lichthof, anlässlich der anbringung einer gedenktafel am jetzt so genannten „gerichtssaal 101“, in dem der lischka-prozess stattgefunden hat, der ohne die aktivitäten des ehepaars klarsfeld und ihrer helfer-/innen nie stattgefunden hätte. – beide klarsfelds waren am 28.5.2010 in köln anwesend, ebenso eine große delegation von LES FILS ET FILLES DES DÉPORTÉS
JUIFS DE FRANCE. LINK zu den gedichten.
du siehst diese gedichte auch als ehrung des tuns der klarsfelds, von ihr und serge?
so kann man es sehen. in der BRD ist jahrelang vertuscht und geschwiegen worden. über die NS-verbrechen und wer wie daran beteiligt gewesen ist. die ganzen verfahren nach 45, die stattfanden, und noch mehr, die, die nicht stattfanden, sprechen bände über die „aufarbeitung“ der zeit von 1933 bis 1945 (und danach). die lücken sind unermesslich. das unterlassene kaum zu beschreiben.
so geht es oft nach den diktaturen.
das kommt, weil man nicht alle beteiligten und sympathiesanten einsperren kann. man muss die anhänger der diktaturen wieder in das neue land und system einfügen. – dennoch sind zu viele NS-verbrecher in deutschland (und auf der flucht) ungeschoren davongekommen.
es gibt eben keinen gott.
aber immerhin gibt es beate klarsfeld. gut, dass sie heute kandidiert. sehr gut! sie wird uns alle an jenes kapitel erinnern, allein durch die anwesenheit ihrer person heute in berlin im reichtagsgebäude.
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