klau|s|ens, da ist seit tagen dieses schiff.
es liegt wie ein wal im wasser, und dann ragt der schornstein heraus, in seinem gelborange mit dem schwarzen, oberen schornsteinrand. auffällig!
eigentlich ist es ein schönes bild.
es hat etwas seltsam beruhigendes.
es gibt aber 12 todesopfer und 20 weitere mögliche todesopfer.
das ist eine große zahl, ein großes unglück.
man empfindet es aber nicht.
nein, man schaut gerne hin: dieses schiff da, was so seltsam schräg liegt, dann so nah an der küste … das ist gelebte meditation.
aber es birgt schrecken.
das ist das heimtückische: der schrecken ist da, aber wir sehen nichts davon. aus anderen teilen der welt kommen andere bilder: da werden schießereien mit handys gefilmt, die wir dann in den nachrichten sehen.
wir sehen blut und sogar die opfer von bombenanschlägen.
wir sehen autounfälle mit 1,2,3 toten in den nachrichten. auch da schlimme bilder. oft sehen wir den abtransport durch krankenwagen.
aber bei diesem schiff ist es anders.
gestern sah man, wie anverwandte der opfer oder der vermissten (oder aus beiden gruppen?) an das wrack herangefahren wurden. das tat einem weh.
sonst aber tut nichts weh.
nein, dieses schiff tut einem nicht weh. alle bilder, die wir bekommen, haben eine seltsame schönheit, eine stattlichkeit, eine gelassenheit, die wir sonst so sehr im leben vermissen.
in dieser hektischen zeit!
das schiff hat alles an hektik hinter sich gelassen, wobei man sich so große schiffe sowieso nie hektisch vorstellen kann.
dann haben wir hier also trotz des unglücks ein neues bild unserer zeit.
wir haben die angehaltene zeit in würde, aber auch das verschwinden der opfer. ein unglück, dessen bilder kaum etwas von einem unglück an sich haben, bis auf die tatsache, dass man mit diesem schiff derzeit nicht mehr fahren kann.
anders in new york. 9/11.
diese zusammenbrechenden türme, das ist auch ein bild, welches mit ästhetik aufgeladen war, aber es wurden immer dann auch rennende menschen gezeigt, staubwolken, gesichter des schreckens. insofern ist new york doch ganz anders.
wir lieben dieses schiff schon fast. die „costa concordia“, was „küste eintracht“ heißen könnte.
es sollte da liegenbleiben können, für alle zeit. leider wird es rutschen und rutschen, bis alle felskanten abgeschrappt sind.
sie könnten doch tischtennisbälle hineinblasen.
vielleicht ist es so schwer, dieses schiff, dass diese gute, alte methode nicht funktioniert. wir wir wissen nichts von den einzelheiten.
wir wissen auch nichts von den vermissten opfern.
auch das ist wahr. bei anderen ereignissen gibt es bilderleisten in den medien, wo alles über die opfer und/oder die vermissten berichtet wird. auch das scheint bei diesem unfall anders.
es bleibt der koloss.
… und dieses gefährlich schöne bild vom untergang.
jedoch gilt auch: wir können nicht darüber hinweglügen, wie diese bilder aus giglio bei uns wirken. ein unglück, das keines zu sein scheint …
… denn das schiff liegt so wundervoll ruhig und besonnen da.

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