du, klau|s|ens, gönnst du der dame den preis nicht?
der kathrin schmidt? aber ja doch! sie hat existentielle literatur geschrieben, worin sich das radikale der literatur als mittel zum überleben erzeugt.
was willst du dann?
man muss einfach wissen, wie die preise funktionieren. die zweite ebene spielt bei allem eine rolle.
wie funktionieren sie denn?
da sind kommissionen und gruppen und jurys. alles das.
und?
es sind die immer gleichen wechselspieler in immer anderer besetzung. A und B und C und dann wieder C und B und A. und dann neu gemischt zu AB oder AC oder BC.
paare, passanten.
zitierst du botho strauss?
also: wer war es diesmal?
die jury?
ja, die jury.
das waren für das jahr 2009, also unlängst:
Richard Kämmerlings (Literaturredakteur der Frankfurter Allgemeinen Zeitung), Michael Lemling (Geschäftsführer der Buchhandlung Lehmkuhl, München), Martin Lüdke (freier Literaturkritiker), Lothar Müller (Redakteur im Feuilleton der Süddeutschen Zeitung), Iris Radisch (Literaturredakteurin der ZEIT), Daniela Strigl (Literaturkritikerin und -wissenschaftlerin) und Hubert Winkels (Literaturredakteur des Deutschlandfunks)
und? willst du dich beschweren?
ich will jetzt gucken, wie sich der preis entwickelt.
du meinst finanziell?
man kann doch einfach gucken, welcher verlag dran war:
2009 Kathrin Schmidt („Du stirbst nicht“)
——-KIEPENHEUER & WITSCH
2008 Uwe Tellkamp („Der Turm“)
——-SUHRKAMP
2007 Julia Franck („Die Mittagsfrau“)
——-FISCHER
2006 Katharina Hacker („Die Habenichtse“)
——-SUHRKAMP
2005 Arno Geiger („Es geht uns gut“)
——-HANSER
und nun?
man muss das genau beobachten, weil ja da geld verdient wird.
ist es denn nicht unabhängig und neutral?
die bücher kommen doch von den verlagen. da stehen also die verlage immer mit drauf. wie soll das „unabhängig“ sein? man nimmt ein buch in die hand und weiß: FISCHER!
willst du den jeweiligen jurys vorwürfe machen?
nein, aber der mensch ist der mensch. wenn ich sehe, von welchem verlag das buch kommt, und wenn ich weiß, welche verlage mal „dran“ sind, dann spielt das natürlich eine rolle. auch wenn es ganz, ganz, ganz weit unterbewusst ist. und dann spielt noch eine rolle, mit welchen verlagen ich verbandelt bin.
inwiefern?
nun, man schreibt dort für ein blatt und hier für den sender, und kennt diesen verlag oder jenen, hat vielleicht auch da veröffentlicht. es gibt da ein vielfältiges gespinn. man mag diese, kennt jene. dann hilft sich die eine hand, und auch die andere. es ist „DER MENSCH“. so ist er eben.
und weiter?
auffallend ist doch, dass die bisherigen preisträger aus den großen verlagen kamen.
auffällig ist auch, dass suhrkamp schon 2 x vertreten war.
das stimmt. das könnte dann die these stärken, es ginge nur um die qualität. um nichts anderes.
sage ich doch.
aber dennoch gibt es keine mittleren und kleineren verlage. bislang, bisda, bisdort, bisher, bishier.
na und?
man müsste ein jury haben, die buchblocks bekommt, ohne einen verlagsaufdruck, und ohne einen autorenaufdruck.
das ist ein traum.
ich weiß.
wenn man die autoren kennt, und wen man die verlage kennt – dann hat das natürlich immer auswirkungen auf die jury, wie sie da tickt, und wie sie da die preise bestimmt.
aber sie machen es allein nach der qualität.
das sagen sie, und das wollen sie vielleicht auch. man kann den leuten nichts unterstellen. (… obwohl man ja seit dem literarischen quartett und der heidenreich und alledem weiß, das allein schon die nennung und das auftauchen eines buches im fernseher zu dessen nachdrücklichster verkaufssteigerung führt. alles ist klar ersichtlich.)
du hast wieder mal recht. aber dennoch kann sich jeder bewerben, jeder verlag, mit seinem buch.
wirklich?
sicher. sie schreiben: Verlage aus Deutschland, Österreich und der Schweiz können sich bis zum 31. März 2009 mit jeweils zwei deutschsprachigen Romanen aus dem aktuellen oder geplanten Programm um die Auszeichnung bewerben. Voraussetzung für die Bewerbung ist die Mitgliedschaft im Börsenverein des Deutschen Buchhandels, im Schweizer Buchhändler- und Verleger-Verband oder im Hauptverband des Österreichischen Buchhandels. Die Bücher müssen zwischen Oktober 2008 und dem 16. September 2009 (Bekanntgabe der Shortlist) erscheinen. Die Titel, Lese-Exemplare oder Fahnen können bis zum 1. Juli 2009 nachgereicht werden.
und warum haben dann kleinere verlage eine eigene hotlist begründet.
eine „hotlist“?
sicher, als gegenmaßnahme gegen die „shortlist“. http://hotlist2009.de
Hotlist 2009 – Publikumspreis der Independent-Verlage
Leserinnen und Leser stimmen über den beliebtesten Titel der Hotlist 2009 ab
Die erst vor wenigen Wochen ins Leben gerufene Hotlist 2009 versammelt zwanzig Empfehlungen deutschsprachiger Independent-Verlage und versteht sich als Vorläufer für einen neuen Independent-Buchpreis. Schon auf der kommenden Frankfurter Buchmesse wird für den beliebtesten Hotlist-Titel 2009 ein Publikumspreis in Höhe von 5.000,- Euro vergeben, gestiftet von der Mayerschen Buchhandlung.
Book Fair A-GO-GO – Bis zum 16.10.2009 kann unter www.freitag.de/hotlist2009 abgestimmt werden!
Die Preisverleihung findet am Freitag, 16. Oktober 2009, um 22.30 Uhr auf der Party der Jungen Verlage im Kunstverein Frankfurt statt. Moderator ist Denis Scheck.
Der Hotlist-Publikumspreis 2009 ist ein erster Schritt in Richtung eines publikumswirksamen Independent-Buchpreises, der für Herbst 2010 erstmals regulär ausgeschrieben wird.
Partner der Aktion sind Mayersche Buchhandlung als Hauptsponsor, Orell Füssli sowie die tageszeitung und Der Freitag.
das ist ja sehr aufschlussreich.
das kann man sagen. das kann man sagen. das kann man sagen.
dadurch wird es auch nicht besser, das man 3 x „das kann man sagen“ sagt.
und wenn ich in der jury wäre?
in welcher? der vom großen DEUTSCHEN BUCHPREIS oder vom kleinen INDEPENT BUCHPREIS?
wäre es nicht sowieso am besten, schriftsteller schlügen aus prinzip ihre eigenen bücher vor? und sich selbst?
und die literaturkritiker?
die müsste man wegen andauernder befangenheit sowieso ganz aus dem geschäft ziehen! (hinweg! raus! adieu! ihr seid befangen!)
und das kapital?
hat das denn einfluss auf den buchmarkt?
und die ironie?
… sollte stets den vorsitz führen. bei allem.

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