klau|s|ens, gestern sprachst du von der demokratie … und ihren begrenzungen.
gewiss, das tat ich, zweitklausens. ich sagte, man solle möglichst viel freiheit walten lassen, war mir aber bewusst, dass diese freiheit immer wieder eingeschränkt werden muss, weil sich eine demokratie ja auch zu schützen hat.
dann ist es ein pendeln.
die demokratie pendelt zwischen restriktion und freigabe, immer hin und her, aber die freiheit sollte möglichst viel und möglichst oft sein.
die rote-ampel-freiheit?
da fangen die restriktionen an. eine welt mit ampeln hat die restriktion der ampelschaltung. die frage ist dann auch, wie hoch die strafe ist, wenn man diese ampel überfährt. überhaupt: als welches delikt das dann bewertet wird.
und im supermarkt?
ja, da sprichst du ein thema an.
wieso?
ich bin ein redlicher mensch.
das sagen alle.
ja, ja, aber bei mir stimmt es.
das sagen auch alle.
gewiss, aber ich habe mir noch nie etwas zuschulden kommen lassen.
das sagen ebenfalls alle.
ja, wie denn nun?
es ist so, wie es ist: man traut keinem menschen, also auch dir nicht. (lenin war also am ende auch ein guter kapitalist!)
aber das ist doch skandalös.
was findest du denn skandalös?
… dass ich seit jahren im supermarkt anständig und redlich bin, noch nie eine heftzwecke gestohlen habe …
ja, was denn nun?
… und dann sind da die kassiererinnen an der kasse und schauen jedes mal in meinen wagen rein. das ist ein demonstrativer blick. von oben herab. ein klarer spionage-analyse-blick.
sie wollen gucken, ob du alle waren auf das band gelegt hast.
ja, das wollen, ja, das müssen sie. (arbeitsvorschrift.)
na also.
da ist irgendwo der chef in einem raum, wo er durch die halbsichtscheiben zuguckt und wo er durch die kameras guckt, und so beobachtete er seine kassierinnen.
… und die müssen bei dir in den wagen gucken.
ja, sie gucken so, als wäre ich ein potentieller dieb.
das findest du ungerecht?
das finde ich mehr als ungerecht. wofür gehe ich jahrelang anständig kaufen, wenn da immer noch dieser blick ist?!
wozu führt das?
ich habe kein vertrauen zu diesem supermarkt. ich fühle mich überwacht, schikaniert und mit misstrauen überschüttet. dabei bringe ich denen mein geld!
es ist deine demokratie.
das ist es je gerade: diese demokratie ist an vielen ecken und enden etwas pervertiertes, etwas ganz anders.
… weil der mensch nicht reif dazu ist.
offenbar, ich weiß es nicht – aber dass man mich so bespitzelt und spioniert, bei jedem einkaufen … das geht doch zu weit!
hast du eine lösung?
ich gehe aus protest nicht mehr einkaufen.
gute idee: schlecker hat ja auch darunter gelitten.
das ist ja die nächste ebene, dass dann die bespitzelung der mitarbeiter und mitarbeiterinnen auf die spitze getrieben wird. alle diese supermärkte.
vielleicht sind supermärkte als idee antidemokratisch.
so könnte es sein. würde ich diesen staat vollkommen aus den angeln heben wollen, würde ich nach und nach alle supermärkte übernehmen.
supermärkte sind die idee des überwachungsstaates.
genau so: aber vielleicht sind sie genau dazu da.
warum guckst du so traurig?
ich überlege, ob ich montag wieder einkaufen muss. ich hasse das, wenn die immer so demonstrativ in meinen einkaufswagen gucken.
ich hasse die kassiererinnen auch.
warum?
sie machen das ja alles mit. es ist das prinzip der diktatur: bespitzele! … und schon bespitzeln die kassiererinnen.
unsere demokratie hat viele züge einer diktatur.
die systeme überlappen sich.
lappen habe ich doch gar nicht eingekauft!

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