klau|s|ens, der roman ist noch nicht raus, aber die vorwürfe sind schon da.
du meinst helene hegemann: „axolotl roadkill“.
wenn es es denn ist … ja, das buch meine ich.
sie haben erst vom feuilleton gejubelt und geschrien über ein „jahrhundertwerk“ – und man merkt dann doch, was man vom feuilleton zu halten hat. das feuilleton ist eine ho-ho-ha-ha-lachbude für sich.
wird das werk denn schlechter, wenn teile daraus abgekupfert sind?
halt, halt, die dame hat direkt material von anderen genommen. und das in ihr buch gesetzt.
heiner müller hat mit der STASI zusammengearbeitet und gesagt: er brauchte das als material. nur deshalb. STASI-mitmachen als „material“. manchmal wird es ja überaus kritisch.
die autorin hier hat aber texte genommen, als wären es ihre eigenen. so geht es doch nicht.
aber darf man nicht montieren? hat nicht schon john heartfield montiert?
ja, gewiss: es ist ein künstlerisches prinzip. montage. ich erinnere an john dos passos.
diesen autor der U.S.A.? sein dickes romanwerk „manhattan transfer“? 1925 erschienen?
ja, den meine ich. – man muss dann sagen: „ich habe montiert!“ und man soll auch sagen, was man montiert hat … und woher man das montierte denn hat. im urheberrecht gibt es ja ein recht zum zitieren, damit die wissenschaftler überhaupt arbeiten können. aber es heißt immer noch „zitieren“.
dann hat diese dame geklaut, was man nicht klauen soll?
die dame zeigt, dass sich alles auflöst, was sich nicht auflösen darf. alle werte unserer kultur fließen twitternd dahin. alles wird geklaut. alles fliegt dahin. alles ist da. wissen wird frei und vollkommen losgelöst von einer autorenschaft. wissen wird universell und personenlosgelöst.
woher kommt das?
alles ist da, was früher nicht da war, ist jetzt da. sofort. zack-zack. du konntest zwar immer ein buch in der bibliothek leihen und daraus „klauen“. aber dann musstest du es mühsam abschreiben.
und heute?
heute gehst du ins internet, sucht dir einen text da und einen text dort, und machst dann dieses STRING + C und STRING + V und fertig ist der „große text“.
dann könnten wir doch auch so einen text schreiben.
jeder kann so einen text schreiben. aber wir wissen nicht, ob es SO einer würde, wie der von der hegemann. das künstlerische liegt dann in der komposition der montage. aber im prinzip ist das klauen heute so leicht wie nie zuvor.
es lebe die moderne!
die moderne führt eben zu diesen vermehrten klau-fällen, auch in der wissenschaft. sobald die technik da ist und dinge möglich macht, werden es die menschen im guten und im schlechten nutzen. (ich erinnere an das sampling in der musik. ein thema für sich.)
aber du selber heißt doch „klau|s|ens“ … und ich heiße „zweitklausens“. ich lese bei unserem namen „klausens“ ja auch immer KLAU SENSE.
so ist es auch gedacht. KLAU SENSE. klaue sinn!
heißt es, dass du sinn klaust?
ja, das heißt es. und die leute klauen sinn bei mir.
dann bist du ja auch ein plagiator!
ich rufe dazu auf, aber nicht so wie die hegemann es tat (die aber jung ist, ihre jugend wird sie immer entschuldigen).
wie meinst du es denn?
ich meine, dass man immer in einer welt drin lebt, die voller gedanken, ideen, texte, kunstwerke, gestalten und auch ideologien ist … und man wird von diesen dingen ständig behämmert, bedroht, becirct und beeinflusst.
alle klauen voneinander?
der künstler nimmt den input der gesellschaft in sich auf, verarbeitet ihn und stößt dann etwas aus. und auch wenn es unbewusst geschieht, ist doch alle kunst immer auch ein ergebnis der aktuellen und historischen umwelt … und der schon vorliegenden kunst, die ja wieder einflüsse ausübt. das gebräu, das dich umgibt, fließt in deine kunst hinein. man weiß gar nicht, wem die autorenschaft gebührt. der künstler ist der ausstoßer des gebräus, weil irgendein kreator sich eben diesen (oder eben diese) zum ausstoßen der dinge aussuchte.
man müsste nach alaska-kanada in den wald, um sich dessen zu entziehen?
ja, nur so. aber wir alle leben eben in der einflusssphäre unserer welt.
dann bist du für das „klauen“, aber du meinst nicht text, sondern sinn?
ich meine, man klaut, auch wenn man nicht will. die idee, die wir beide heute in königswinter haben, haben zudem andere vielleicht zur gleichen zeit in hawaii oder zeng-gong-fang.
wo ist das denn?
ich weiß es nicht. oder sollte es nicht so einen ort geben können? unsere gedanken machen alles möglich. und seit der möglichkeit zu reisen und seit dem fernsehen und seit dem internet sind diese gedanken von den vielfältigsten einflüssen gespeist.
dann findest du „klauen“ nicht schlimm?
doch: wenn man absichtsvoll die idee eines anderen klaut, um sich selber damit zu schmücken … dann ist es schlimm. aber wenn man sich von den dingen inspirieren lässt und deshalb die essenz der dinge „klaut“, um etwas neues zu machen, dann ist es genauso, wie kunst und literatur funktionieren. material wird neu bearbeitet und verarbeitet. ein ewiger fluss, den niemand stoppen kann und soll.
von dir lernt man immer so viel, klau|s|ens.
danke, zweitklausens, aber manchmal klaue ich auch von dir.
ich dachte, ich klaue von dir?
was du immer denkst?!
wer hat denn jetzt das folgende gedicht geschrieben? du oder ich?
wir-ich! WIRICH !!!! (ein neues wort! aber vielleicht hat es schon jemand vor uns erfunden! die person möge sich dann bitte melden. aber mit quellenangabe und belegstelle.)
wie geht es denn? dein gedicht! lies doch mal!
RECHTEINHABERZWEIFEL
Copyright Klau|s|ens 9.2.2010
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Copyright Klau*s*ens 9.2.2010
Copyright Klau~s~ens 9.2.2010
Copyright Klau!s!ens 9.2.2010
Copyright Klau|s|ens in allen Schraibwaisen und Schreibweisen, 9.2.2010, Dienstag, auf der Autobahn A 3, Höhe Leverkusen-Opladen, von Köln Richtung Düsseldorf, gegen 11:30 Uhr, als der Autor über den Fall Hegemann nachdachte.
seltsames gedicht. (ich lese die überschrift als RECHT-EIN-HAB-ER-ZWEIFEL.) da geht es ja nur ums COPYRIGHT, welches zum bestandteil des gedichtes selbst geworden ist. jetzt verstehe ich auch, warum du das mit dem COPYRIGHT bei deinen texten immer so übertreibst.
ich spiele damit. (außerdem sind es unsere texte.)
du übertreibst es doch!
bitte, bitte, wenn du meinst.
du möchtest auf diesen umstand der autorenschaft überdeutlich hinweisen!
klar, ich lege ja sooooooooo viele texte im internet ab, und ich möchte zumindest nachweisen können, dass ich als erster die idee hatte.
das also doch!
ja, gewiss: der künstler ist ein schwacher mensch. irgendwie doch. man weiß zwar, dass alles material „fliegt“, aber man klammert sich dennnoch an die autorenschaft, weil sich sonst das ego des kulturschaffenden in ein nichts auflösen würde. ich poche also noch darauf, dass die sachen aus mir entsprangen, wenngleich ich weiß, dass mein „ich“ nur eine vision ist. in der realität ist mein „ich“ immer auch das „ich“ der welt um mich herum.
und ich bin ja auch noch dabei!
ja, ja, auch du, zweitklausens, du bist teil meines „ich“. das macht die autorenschaft in unserem fall noch komplexer und noch schwieriger.

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