klau|s|ens, du warst dabei? der letzte widerstandskämpfer des 20. juli 1944? tot? abschied? ahrweiler? st. laurentius?
nicht so schnell! – ja, ich war dabei. die kirche war voll, alle plätze beschriftet und nach reihen nummeriert.
es gab platz?
nur für mich gab es platz, aber ja. aber ansonsten war es nicht so. alles war voll. sehr voll. dicht gedrängt. eng.
was taten die menschen?
die kamen in scharen, als verwandte, freunde, bekannte und eben wegen dieser unzähligen vereine und gemeinschaften, in denen er mitwirkte, dieser boeselager. boeselager hatte mit ganz deutschland aktiv zu tun. überall war er dabei – so schien es.
war er so aktiv?
oh ja, ein aktiver mann, bis zum schluss. neffe prinz michael zu salm-salm berichtete von seinen anrufen, die leute in bewegung setzen sollte. so habe er mal eben bei der angela merkel anrufen sollen, weil der alte boeselager es so wollte. anruf, befehl, zack. diesen stil pflegte offenbar der baron. direkt, wohl auch fordernd, wenn nicht gar herrisch.
weißt du es genau?
nein, ich interpretiere die zeilen und zwischen den zeilen der reden. es hieß auch „ein kantiger mann“ oder „ein unbequemer mann“ oder „ein deutscher patriot“. aber auch von seinen guten taten war die rede. vom einsatz für seine soldaten. vom decken „organisieren“ in lourdes.
ach, so war es? sein leben? der abschied? die leute? in der vollen kirche?
du hättest den aufmarsch sehen sollen: malteser, malteserhilfsdienst, burschenschaftler, benediktiner, messdiener, patres aller arten, feldjäger, bundeswehr in allen möglichen spielarten und uniformen – dazu die ganze andere klientel. adel. waldbauverein. was noch alles. auch leute aus ahrweiler-kreuzberg wohl. beziehungen. geflechte. machtstrukturen.
wer sprach?
verteidigungsminister dr. franz josef jung z.b., auch der landrat dr. jürgen pföhler, aber von rheinland-pfalz nur der stellvertretende ministerpräsident, herr karl peter bruch. (kein ministerpräsident beck!)
warum wohl?
es ist das konservative „lager“ um boeselager. eine reine klare klientel von reichtum und adel. beck will mit denen nicht zusammen sein, weil die sich bestimmt gegenseitig kaum mögen. alles taktisch – ein neffe (antonius freiherr geyr von schweppenberg) erinnerte z.b. an die rheinische ritterschaft, wo boeselager wichtig war. ach ja: er war wohl überall wichtig, dieser baron philipp.
und nun?
nun ist er tot. und alle lobten, dass er sich christi himmelfahrt ausgesucht hatte, dieser mann der prinzipien. dieser mann des katholizismus. dieser eigensinnige mann, der bisweilen leute vor den kopf stoßen konnte. dieser erzählende mann. der mann des rheinischen witzes. der tausendsassa. dieser bescheidene mann. dieser …
ist ja gut! nicht so viel! – ich hörte, der bischof war da.
ja, ja, aber der bischof von würzburg, der S.E. dr. friedhelm hoffmann. der zelebrierte das requiem.
auch der? ein bischof?
boeselager hat bei den jesuiten in bad godesberg seine ausbildung erhalten. und er war ein strenger mann, der regeln sehr innig auffasste. er war katholisch durch und durch. und er gehorchte auch dem malterserorden.
alles wegen seiner schonung bezüglich des 20. juli 1944?
sicher: lies nur den totenzettel. da kommt es vor, das zitat, welches sich auftat, als er mit dem zug nach berlin fuhr, zum verhör. wegen dem 20. juli 1944. er dachte, die verhaften ihn, und dann wird er erschossen. es kam anders!
er wurde verschont!
sicher – aber dieses zufällige aufschlagen von „missale romanum“ an einer bestimmten stelle hat ihn wohl verfolgt. – auch eine fahrt nach lourdes, wo er selber einem wunder bewohnte.
es gäbe also viel zu erzählen?
oh ja – und dann die vielen fracks, dazu die grauen hosen mit den dezenten streifen darinnen. ganz der adel. alles geübt und trainiert. enkel mit kopftüchern, die wie netze waren (bei den frauen) – und so gab es parallelen zu spielfilmen von der mafia … und deren beerdigungen. von der optik.
was willst du sagen?
ich kann nichts sagen, ich kann nur beobachten. und das habe ich wieder mal im auftrag des deutschen volkes getan. ich beobachte die welt.
hast du auch etwas gehört?
vieles. aber am schönsten war, dass wir noch die kirche verließen, als draußen die ehrenformation des bundeswehr schon ihr drittes lied gespielt hatte. und dann stimmten die leute in der kirche ein, zur nationalhymne. sie sangen also in der kirche beim rausgehen den text der nationalhymne mit, die draußen gespielt wurde. wirklich seltsam für mich.
und der sarg?
der war schon draußen. sechs soldaten trugen ihn. alles klassisch. und zuvor gingen alleine schon drei „orden-soldaten“, also welche, die auf jeweils 1 kissen (zusammen also 3) die vielen orden des mannes dahertrugen. eine wunderliche prozession, die die kirche verließ. – aber es ist ja alles zeremoniell genau festgelegt.
hast du etwas geschrieben?
aber ja: gedichte. ich muss sie noch tippen. aber begonnen habe ich schon. schau hier, zweitklausens:
klau(s)ens und philipp freiherr von boeselager.
mehr text noch?
vielleicht morgen!
und die beisetzung?
die ist ungefähr jetzt, 16.00 uhr, burg kreuzberg. aber die habe ich mir geschenkt. – es ist doch der ehre genug, dass ich, dichter der deutschen nation, nationaldichter, dem letzten mann des widerstandes wenigstens etwas abschied leistete … den ich im übrigen nur ein einziges mal LIVE erlebte. in bonn. bei einer veranstaltung der lesegesellschaft. am 23.8.2006.
klau|s|ens!?
ja?
ich wollte nur bemerken: wir beide sind zusammen EIN klausens = klau|s|ens sind – und nicht du alleine! – damit sind wir 2 auch zusammen DER deutsche nationaldichter. – nur zur klarstellung.
ok, ok, ich sag‘ ja nichts mehr. (ich habe ja auch keinen sprengstoff besorgt!)


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