klau|s|ens, auch du schaust auf die welt?
jeder schaut auf die welt, aus seiner eigenen kleinen, dümmlichen subjektivität heraus.
die WM bietet sich an!
gewiss, du bist zuhause, aber da tanzen die kulturen, jubeln und schreien, manche weinen auch.
dann sitzt man breit und fett zuhause und macht sich seine urteile.
eben: wer jubelt wie? welche hüte hat man auf? ist das gesicht bemalt? vielleicht der ganze körper? wie stehen die gruppen zusammen: wie dicht? wie viele an einem fleck? alkoholisiert? wie sehr?
und so beobachtest du die welt!
dann denke ich immer: ja, ich weiß wie es ist. (dann erkenne ich den mexikaner an der physiognomie und mir erfällt erschreckt das alte, schlimme thema „rassenkunde“ ein.)
du achtest auch immer auf die namen der spieler und die einheitlichkeit der namen bezogen auf die mannschaft und das gedachte land. (und wer die nationalhymne mitsingt, wer nicht. in deutschland schämen sich khedira, özil und boateng für den deutschen pass. aber ohne diesen pass dürften sie nicht da spielen, wo sie spielen.)
und ich achte auf die ewigen vorberichte: ich kennen nun jedes turn- und kraftgerät an der copacabana, weil schon millionen mal darüber berichtet wurde.
ich kann nun „capoeira“ besser als die brasilianer, denn wieder und wieder wird uns das gezeigt.
auch die journalistinnen und journalisten denken, sie kennen die welt.
dann gibt es immer wieder diese eine führung durch diese eine favela, die man befriedet hat. die vorzeige-favela.
nun laufen dort 100.000 westler samt kameras durch und meinen, sie begreifen die welt.
wir alle begreifen die welt: wir haben unsere dümmlich-nationale und dümmlich-lokale brille auf, wissen aber in brasilien immer, was los ist.
karneval, capoeira, körperkult, favelas, regenwald: so ist brasilien.
und in brasilien trifft sich die welt.
deshalb sage ich auch: so ist die welt!
und das sagt ein iraner vielleicht zur gleichen zeit auch: so ist die welt.
auch eine chinesin könnte das denken: so ist die welt.
so denken alle, was sie denken und denken wollen.
so haben wir unsere bilder und bekommen immer wieder neue geliefert.
das alles ermöglicht uns halbwegs ein „zurechtfinden“ in der welt.
dafür sind wir brasilien dankbar. die komplexität des lebens wird auf wenige kernbegriffe reduziert.
es fehlt noch die gesunde ernährung. denn es gibt menschen, die sind tatsächlich der ansicht, wenn die ernährung gesund, sauber, tier-ethisch und biologisch korrekt ist, dann stimmt auch die ganze welt und ist problemfrei.
ja, das fehlt den brasilianern noch: öko, öko, öko. – aber auch dies werden wir noch hinbekommen bzw. die FIFA.
die FIFA holt in den stadien sogar die nationalfahnen herunter, ja, die FIFA. die ordnet sowieso die ganze welt auf einen kernbegriff: „fußballgeld“.
„fußballgeld“ ist vielleicht der kernbegriff, um dann wirklich alles zu verstehen. erst am fußballgeld kann und soll die welt vollständig genesen.
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