klau|s|ens merkt anlässlich des berlin-marathons die irrsinnige zeitbesessenheit unserer kultur an – www.klausens.com

klau|s|ens, sie laufen in berlin, marathon.

wie die bekloppten.

es kommt gerade live im fernsehen.

die spinnen doch, die menschen.

es geht nur um den weltrekord.

beim marathon?

nein, bei der reportage. schafft der kenianer mutai den weltrekord oder nicht?

darum geht es?

wie bescheuert ist das denn? wir haben 2012, die manufakturarbeit wurde vor jahrhunderten eingeführt … aber es geht immer noch nur um den weltrekord. immer noch ein weltrekord … und noch ein weltrekord.

und alle machen mit.

alle hören zu. alle werden in einen weltrekord-hype-geredet. man denkt gar nicht mehr darüber nach.

der mensch spinnt.

der mensch ist krank.

der mensch ist besessen.

der mensch ist gelangweilt.

der weltrekord ist gerade in weite ferne schon gerückt, höre ich.

oh, wie schade.

ja, alles lief um den berlin-marathon auf diesen weltrekord zu. die ganze werbebranche dachte nur an den weltrekord. „pace“-läufer sind bei einigen dabei, um die geschwindigkeit hoch zu halten. dennoch: ein neuer weltrekord ist in gefahr.

jetzt ist er schon in gefahr?

ja, man ist wohl anfangs zu langsam gelaufen, dabei sind wir erst 36 minuten oder so dabei.

wahnsinn, der weltrekord kann vielleicht doch nicht neu gelaufen werden. wahnsinn.

was hat der mensch mit sich selbst gemacht? warum protestiert keiner?

im gegenteil: 40.000 laufen doch in berlin mit (oder sind die skater in dieser zahl schon drin?). 40.000 zeitfixierte menschen, die sich oder den schweinehund unterbieten wollen.

ich möchte weinen.

ja, wir gehen jetzt raus, laufen eine runde, weinen über den berlin-marathon … und dann schauen wir auf die uhr, wie schnell wir selber waren.

der weltrekord! lieber gott, schenke uns jeden tag einen weltrekord … vielleicht mal einen marathon von unter einer stunde? ja?

… und neue fließbänder!

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