Die Welturaufführung von GISELA!-Oper des Hans Werner Henze in Gladbeck sah KLAUSENS

klau|s|ens, du sahst die welturaufführung.

leider nicht ganz. denn die oper war an zwei tagen schon aufgeführt worden. ich sah also den dritten tag einer „welturaufführung“, und zwar einer henze-oper.

er schrieb „GISELA!“. für die ruhrtriennale.

Gisela!

oder: Die merk- und denkwürdigen Wege des Glücks. Ein Musiktheaterstück von Hans Werner Henze, Christian Lehnert und Michael Kerstan

Musikalische Leitung
Steven Sloane
Regie
Pierre Audi
Bühne und Kostüme
Christof Hetzer
Licht
Jean Kalman
Choreographie
Jill Emerson, Gail Skrela
Video
Martin Eidenberger
Dramaturgie
Klaus Bertisch
Ensemble
Studio musik­Fabrik – Jugendensemble des Landesmusikrats NRW
Chor
Jugend-Kammerchor der Chorakademie Dortmund /
Mit
Michael Dahmen, Hanna ­Herfurtner, Fausto Reinhart, Studenten der Folkwang Universität (Studiengänge Schauspiel und Tanz)
Spielstätte
Maschinenhalle Zeche Zweckel, Gladbeck
Dauer
1 Stunde 45 Minuten, eine Pause

25., 28., 30. September, 2., 3., 6., 8. Oktober
/ Produktionsteam

Ausstattung: Dirk Lehnert, Desiree Pagel

Probenbetreuung u. Ankleiderin: Daniela Bermudez Büning, Stefanie Klein

Ankleiderin: Annette Pfläging, Isabelle Knoch, Regina Appelbaum

Maskenbildnerin: Pia Norberg, Sarah Kleindienst, Bettina Salerno, Anke Espenhayn, Volker Dahlmann, Antje Neumann, Kathleen Sieber, Meike Pitke

Vorderhaus

Assistentinnen: Leonie Horbr Tanja Martin, Nina Sendt

Mitarbeiter: Ann Fiona Beuning, Lina Dieckmann, Julia Erlemeier, Sara Flossbach, Henning Hermes, Ulrike Kr, Laura Kock, Alexandra Linde, Anna Linke, Christina Menge, Sara Pfiz, Ana Paula Pires Rodrigues, Ceca Rodrigues, Laura Roser, Elena Streicher, Tobias Wagner

Technik: Klaus Hammer, Andreas Dietmann, Sabine Bock, Sascha Brandt, Arnulf Eichholz, Ingo Fey, Andreas Kiwitt, Reinhard Klose, Georg Kolacki, Alexander Luhn, Gero Meissner, Alfred-Gerd Mikuscheit, David Müller, Tanja Nowak, Dietmar Schleinitz, Dirk Sebeczek, Ioannis Siaminos, Robert Werthmann

Marketing: Benjamin Badstieber, Franziska Eilers, Florian Hartlieb, Rebecca Mansfeld, Sonja Neumann, Valeska Scharpey, Corinna Schöne, Helena Stutzinger-Hartlieb, Lena Tischoff, Aleksandra Wojciechowska

Kasse: Katharina Menne, Marthe Mindt, Kerstin Finkel, Inga Lojewski, Julia Niemand

henze also schrieb die musik. nur die.

das tat er. und das ganze … als gesamtkunstwerk … samt regie und chor und dramaturgie und videoeinspielung war ein tolles erlebnis.

fandest du?

es gilt jedoch auch: nach der pause hatte die musik wenig originität und originalität. — außerdem spielte ein teil der handlung in neapel, also italien, eine hauptfigur ist italiener. jedoch: die musik strahlte eher die moderne einer metropole aus, eher wie rom und berlin und paris gemischt. neapel hörte ich weniger. das noch-volkstümliche neapels war mir zu  new yorkisch entmenscht.

die musik war dir also thematisch nicht immer einleuchtend?

so möchte man es sagen. aber es waren tolle stellen und etappen darinnen. zugleich gab es eben diese tiefe halle, in die man guckt. das publikum schaut in einen wahren raum, den man in einer normalen oper so nie erzeugen könnte. man schaut auf bahnsteige, und denkt: ja, ich bin in einem bahnhof. man schaut in die halle und denkt: ich bin in einer halle. es war ja die maschinenhalle der zeche zweckel. (das ruhrgebiet zerplatzt bald an der zahl der renovierten industriehallen, die für allerlei projekte genutzt werden (können). ich möchte nicht alle(s) aufzählen. aber gladbeck gehört auch dazu.)

gab es anderes?

es gibt immer so vieles, und ich will nicht als feulletonist durch die welt gehen. ich werde also nicht alles beschreiben, was ich sah und hörte und erfasste. aber ich muss sagen, dass mich sehr viele elemente der inszenierung beeindruckt haben: also bühnenbild, kulisse, ablauf, licht, regie, videoeinsatz, alles das. dann diese drei schwarzen kuben, die sowohl projektionsfläche waren … als auch theaterraum, wenn sie nämlich angehoben wurden, und sich darunter jeweils eine szene verbarg, die auch sofort gespielt wurde. das hatte etwas von „topfschlagen“. wenn der kubus hochgezogen wurde, gibt es immer eine überraschung.

also ebenen.

die kuben waren spiel-ebenen, aber die halle selber bietet auch noch welche, hinzu kommen die bahnsteige, dann auch die grundfläche, rechts diese empore, dann auch das gestänge, auf denen man tribünen für das publikum baute. also: das auge konnte sich nicht satt sehen. überall spielorte, gestaffelt, in höhe und breite und tiefe. wunderbar.

du entdecktest etwas besonderes?

ich saß unter dem strahl der beamer, und ich stellte fest, dass der beamerstrahl ein kunstwerk ist bzw. zu einem werden kann. dazu braucht man einen starken beamer, einen dunklen raum, und das publikum muss unbedingt direkt unter diesem strahl / diesen strahlen sitzen. dann lässt sich dieses gebündelte licht, abhängig von den bildern, die gebeamt werden, selber als kunst ansehen. damit kann man arbeiten und so lichtkunst erzeugen.

du erfandet also eine kunst, die du (bislang) noch nicht wirklich gemacht hast? eine kunst, die es noch nicht gibt, aber schon da ist.

ich schaute etwas, war aufmerkam, nahm etwas wahr: was ich als kunst nun deklarieren würde, und womit ich arbeiten wollte, als lichtkünstler, der sich nur diese beamstrahlen, allerdings nicht an der wand, sondern in der luft, zu einem werk erschafft. leider habe ich die technik nicht dazu. aber wenn niemand anders die idee bislang hatte, und es umsetzte, dann würde ich diese idee hiermit als die meine deklarieren. kunst, die aus der kunst erschaffen wurde. alles ist ein prozess. die beamstrahlen müssen auch komponiert werden. das wäre also meine neue kunst.

und das kam, weil du unter den beamstrahlen saßest.

sicher. die welt ist voller zufälle. und man muss das richtige auge haben. — aber diese inszenierung war eben voll dessen, was man alles schauen kann. augenüberfluss. dann die kombination mit dieser musik der moderne: das war schon etwas ganz besonderes.

du warst also begeistert?

ich war begeistert, irgendwie schon, aber nicht extatisch. auch nicht dauerhaft. meine gedanken schweiften auch ab. (das ist kein gutes zeichen: das abschweifen.) also: es war eine beisterung nach innen. man applaudierte stark, aber jubelrufe und laute pfiffe gab es nicht. der beifall hatte etwas „japanisches“, ruhig, gedämpft, höflich, wobei aber in der zeitung stand, am ersten premieretag (25.9.2010) der welturaufführung seien alle so begeistert gewesen.

aha. da war auch anderes publikum da. fachleute, politiker, fritz, pleitgen, ministerpräsidentin kraft, etc.

es mag damit zu tun haben. außerdem war am ersten tag henze selber da. und den musste man feiern. der dritte tag war einer, wo man keinen henze (mehr) sah, nur die drei hauptsingenden und dirigent steven sloane, und alle anderen akteure. henze aber nicht. er wird wieder in seinen albaner bergen bei rom sein, in/bei marino, wo er lebt.

LIVE-gedichte?

von mir? von uns, zweitklausens? also:

GUCKUNWUCHT

Schwarzräumig stößt
Mein Blick durch bis
Hinten ins Odium
Der Dunkelheit wo
Einst die Arbeit sprach
Ruft das Nichts neu
Hervor unter dem
Licht der Vorderen die
Unwentwegt in die Tiefe
Starren zu erfahren
Das Neuzeitkündliche

Copyright Klau|s|ens in allen Schraibwaisen und Schreibweisen, u.a. als Klau-s-ens oder Klau/s/ens oder Klau?s?ens, LIVE geschrieben, am 30.9.2010 bei der dritten Auffführung der Oper GISELA! als Welturaufführung in Gladbeck, Zeche Zweckel, Maschinenhalle, gegen 19:20 Uhr, noch vor dem Beginn. („schwarzräumig“ und „Guckunwucht“ und „das Neuzeitkündliche“ sind Kunstworte von KLAUSENS.)

AMALFI DAS GLÜCK

Sie sprechen als würden
Sie so singen wenn
Ein Sprechender nicht
Wirklich spricht sondern
Ein Springsprechsingen
Dürfen wir jetzt auch
Lachen den Blick auf
Die Kubusse vertieft
Denen ein erstes
Gisela auf dem
Bahnsteig klinghornt
Ist alles herzkannlich
Zueinander gestapelt

Copyright Klau|s|ens in allen Schraibwaisen und Schreibweisen, u.a. als Klau-s-ens oder Klau/s/ens oder Klau?s?ens, LIVE geschrieben, am 30.9.2010 bei der dritten Auffführung der Oper GISELA! als Welturaufführung in Gladbeck, Zeche Zweckel, Maschinenhalle, gegen 19:45 Uhr. („springsprechsingen“ und „klinghornen“ und „herzkannlich“ sind Kunstworte von KLAUSENS.)

WIEDERAUFNAHMUNG

Die Lok durchdringt
Des Magens Keim
Sie schießt mit
In das Stück
Hinein die Ruhe
Nach und nach
Die Streicher
Klagend sigilant
Die Oper wird
Zum Steppenbrand

Copyright Klau|s|ens in allen Schraibwaisen und Schreibweisen, u.a. als Klau-s-ens oder Klau/s/ens oder Klau?s?ens, LIVE geschrieben, am 30.9.2010 bei der dritten Auffführung der Oper GISELA! als Welturaufführung in Gladbeck, Zeche Zweckel, Maschinenhalle, gegen 20:59 Uhr, nach der Pause, wo die Oper mit diesem wundervoll lauten Geräusch einsetzt, welches mit den Boxen so intensiv eingespielt wird. („sigilant“ ist ein Kunstwort von KLAUSENS.)

ORIGINALVERSION mit Fettdruck und allen Bildern
und allen Links bei KLAUSENS BLOGG (mit 2 G !!!)
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http://klausens.blogg.de

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