klau|s|ens erlebt oppenheim-prozess (beginn nr. 2) in köln – www.klausens.com

klau|s|ens, man muss wohl einen langen atem haben: als gericht und als prozessbeobachter. auch als staatsanwaltschaft.

genau das ist es! der oppenheim-prozess soll wohl nie so richtig losgehen.

aber wieso?

… weil man so am besten agiert, wenn man menschen aus der wirtschaft schützen will. es gehört zur klassischen arbeitsweise von wirtschaftsanwälten.

welche wäre das?

lasse den prozess erst möglich spät inhaltlich losgehen, dann hast du alle schon halb zersetzt. spiele im vorfeld die spiele, die das gesetz dir bietet.

welche „spiele“ spielen sie denn so ernsthaft, diese anwälte?

aktuell? im falle sal. oppenheim? – sie hängen sich an der besetzung des gerichtes auf, an der besetzung der schöffen.

so machten sie es auch in prozess 1 zu oppenheim und co.

ja, prozess 1 dauerte nur 2 prozesstage: am ersten kam diese einlassung, und am zweiten kam der gerichtliche beschluss, den prozess abzubrechen und neu aufzurollen.

das „aufrollen“ geschah dann gestern?

nein, vorgestern, am donnerstag, 20. juni. sie haben nun noch die ARCANDOR-sache hinzugenommen, den prozess erweitert. die vom gericht zu köln.

dann haben die also taktisch versucht, daraus auch etwas gutes zu machen. – waren denn wieder alle 5 angeklagte da?

ja, das ist bei diesem prozess zwingend. es ist kein prozess, wo man anwälte schickt und selber zuhause bleibt.

du meinst wie herr middelhoff unlängst bezüglich des prozesstermins vor dem OLG in hamm?

eben! – hier, im falle der bank sal. oppenheim, geht es nämlich um eine strafrechtliche sache, nicht um eine zivilrechtliche.

da geht es also um mögliche strafen, die sogar die freiheit der angeklagten beschneiden könnten?

ja, aber wie gesagt: in der wirtschaft hat man anwälte … und die beackern den prozess und das gericht … und hoffen so, alle kleinzukriegen.

das war war auch am donnerstag so?

gewiss, auch prozess 2 kam nicht in fahrt, denn schon vor dem prozesstermin hatte man ca. eine woche vorher (12.6. und danach) schriftsätze eingereicht, die wieder besetzungsfragen rügten.

noch vor prozessbeginn?

eine neue variante, ja: im „prozess eins“ wandte man ein im prozess selbst, am ersten tag – im „prozess zwei“ sogar noch vor beginn.

und dann?

dann konnte man am donnerstag noch live eine entgegnung der staatsanwaltschaft hören, zudem wurde eine „dienstliche äußerung“ vom präsidenten des landgerichtes verlesen, die er zum 20.6. einreichte, also zum prozesstag, „knapp vor drück“.

die wurde dann verlesen?

eben, die wurde verlesen. so ward der oppenheim-prozess dann ein prozess um verfassungsrechtliche und gerichtsverfassungbezügliche fragen bei der benennung von richtern, ersatzrichtern, schöffen, ersatzschöffen und so weiter. (ich nenne mal das stichwort „turnusprinzip“ – aber wir wollen das nicht genauer ausbreiten.)

aber der kern ist aus deiner sichtt: verzögern, macht zeigen, einschüchtern und das gericht „schön arbeiten lassen“?

ja, so würde ich es sehen.

du aber schriebst gedichte?

ja, du doch auch: http://www.klausens.com/klausens-und-der-oppenheim-prozess.htm

und was würdest du vorschlagen?

für wen?

für solche anwälte, die im namen von wirtschaftsbossen und bankenkapitänen ihr geld verdienen?

sie sollten das alles noch ausweiten: man könnte die länge der raumes beklagen, die zahl der treppenstufen, die luftmasse, die parkplatzlage, ja, man könnte gegen das wetter sich richten, man könnte den staub auflisten, partikel für partikel, man könnte sich um alles und jedes kümmern, bis hin zur bestoffungsart der stühle – gute anwälte finden immer etwas. auch die caféteria könnte man in zweifel ziehen, die wasserdurchlaufmenge der toiletten. man findet immer etwas schönes.

und dann?

dann gibt es immer einen oppenheim-prozess, der aber nie um sal. oppenheim und die vorwürfe gegen die 5 verantwortlichen der bank geht.

und dann?

dann werden aus den ca. 86 jetzt schon mal bis mai 2014 terminierten verhandlungstagen (einer kommenden montag wurde schon wegen dieser einlassungen abgesetzt, ein neuer schon zuterminiert) immer mehr und mehr. aber der eigentliche prozess beginnt de facto nie wirklich.

und dann?

dann muss keiner mehr irgendwohin, schon ja nicht mehr in haft. alles endet ohne wahres urteil. keine schuld ist mehr so richtig feststellbar. die öffentlichkeit will von dem ärgernis bald nur noch erlöst werden.

und dann?

dann kommt es zu einem freispruch, oder zu einem milden urteil, oder zu keinem urteil, oder zu einem deal … aber zu nichts schlimmem mehr.

so funktioniert unser tolles deutschland?

ja, für wirtschaftsanwälte ein paradies. denn dieses eher unnütze und meiner meinung nach nur schein-verfassungs-interessierte gehabe wird ja auch noch gut bezahlt. es lohnt sich also doppelt!

ich gebe dir recht!

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